Bildwirkerei und Stoffwechsel (Gaugele, Vasold, Loreck, Prange, Smith)

Beitrag für "Textile Theorien der Moderne. Alois Riegl in der Kunstkritik"
Hg. von Sabeth Buchmann und Rike Frank, PoLYpeN, b_books, 2015

Inhalt:
Sabeth Buchmann und Rike Frank: Einleitung
Katrin Mayer: Bildwirkerei und Stoffwechsel (Gaugele, Vasold, Loreck, Prange, Smith)
Elke Gaugele: Textil und Stil. Alois Riegls Aversionen gegen die Überhöhung der Textilkunst
Georg Vasold: Verknüpftes Denken, Textilkunst und die Anfänge der modernen Kunstwissenschaft
Hanne Loreck: Gewebe und Textil als Material, Machart, Modell und Metapher
Regine Prange: Vom textilen Ursprung der Kunst oder: Mythologien der Fläche bei Gottfried Semper, Alois Riegl und Henri Matisse
T’ai Smith: Die Grenzen des Taktilen und des Optischen: Bauhaus-Textilien im Rahmen der Fotografie

Gestaltung: HIT, n.e. Entwurf von Michael Dreyer
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Aus der Einleitung von Sabeth Buchmann und Rike Frank:

Der Logik der zwei Tagungen zu Alois Riegl folgend, künstlerische und theoretische Verfahren gleichermaßen in die Debatte wie auch Forschung zu integrieren, haben wir neben den Autor_innen die Künstlerin Katrin Mayer zu einem Beitrag für die vorliegende Publikation eingeladen. Die Bildstrecke, die der Einleitung folgt, läuft über fünf Doppelseiten, wobei jede einzelne einem der Essays insofern zugeordnet werden kann, als er Details der darin vorkommenden Abbildungen aufnimmt. Abfallend übereinander gelegt ordnet die Künstlerin den Bildfragmenten unterschiedliche Graduationen zu, die in ihrer Durchlässigkeit variieren. So entstehen Flächen- und Bildoperationen, die sowohl von subkutanen Fortsetzungen als auch von Aufhebungen und Brüchen bestimmt sind; zudem verschränken sie auf der Materialebene Riegl mit Semper und ziehen über die Dreiecksform, die Michael Dreyer für das Cover der PoLYpeN-Reihe gestaltet hat, das Außen nach innen, um sie so in den Bildraum zu integrieren. Dass und wie sehr die so entstandene Beziehung von Fläche und Raum nicht nur von Seh-, sondern auch Genderdiskursen durchzogen ist, hatte Mayer bereits mit ihrer räumlichen Intervention in die im Museum Abteiberg gezeigte Ausstellung Textiles: Open Letter zum Ausdruck gebracht, die aus einer ›Auskleidung‹ der für Hans Holleins Architektur charakteristischen Nischen mit einer Siebdruckserie von Anni Albers bestand: Albers, die Textilien als »Gegenstück zu festen Wänden« und das Weben als »Prozess des strukturellen Ordnens« propagierte, begriff das Gewebe bereits als jene, von Loreck beschriebene Raumfigur, die Innen und Außen nicht kategorial trennt, und deren Prinzip der Fläche die Weberei nicht als weiblich stigmatisiert, sondern vielmehr in Relation zu Architektur- und Malereidiskursen setzt. In Kombination mit dem Konzept des »Stoffwechsels«, der Smiths Argumentation in den digitalen Raum erweitert, lässt uns Mayers Bildstrecke somit auch die Zweidimensionalität der Buchseiten als sozio-ästhetische Raumfiguren lesen.
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